Anschluss-Stecker für Solarmodule
Das Dilemma mit VHS, Betamax oder unterschiedlichen USB-Ladebuchsen... ©
Nein - ganz so schlimm ist es bei Solarmodulen nicht. Grundsätzlich haben HEUTE alle Solarmodule einen optisch und technisch ähnlichen Anschluss-Stecker. Nur die ganz kleinen Freizeit-Module kommen noch, wie früher auch die Größeren, ohne Stecker, mit einer Anschlussdose aus. Alle Anderen haben seit über 15 Jahren berührungssichere Steck-Systeme.
Stäubli Electrical Connectors (ehemals Multi-Contact) ist der Pionier und Weltmarktführer für PV-Steckverbinder und erfand, nach dem, von uns geliebten gummierten, MC-3, den Original MC-4! Die Anderen sehen heute diesem Teil sehr ähnlich und grundsätzlich "passen" sie meistens auch zueinander.
Solange man die gleichen Solarmodule untereinander in Reihe verbindet, zu einem Strang, ist es völlig egal, welches einheitliche System dort verwendet wird. Doch dann kommt häufig die Übergabe an einen Modul- oder Generatoranschlusskasten, einen Parallel-oder gar Drei-bis Vierer-Verbinder, bzw. direkt einen Solarladeregler oder einen Wechselrichter. Dann braucht man das passende Gegenstück!
ABER weder vom Hersteller des MC-4, noch einigen (nicht allen) Modulherstellern, erhält man eine Freigabe, gleiche Stecker, unterschiedlicher Hersteller, miteinander zu verbinden. Der TÜV rät pauschal davon ab.
Ist das dann aber wirklich unsicher? Bzw. hat man durch eine TÜV-Zusage 100% Garantie?
Andere Testinstitute haben, im Auftrag von Modulherstellern, auch schon die Kompatibilität bestätigt, obwohl die Fertigung für unterschiedliche Toleranzen sorgen kann.
Die Gründe für die Ablehnung liegen in der möglicherweise unterschiedlichen Leit- und Belastungsfähigkeit und dass man sich vor einer evtl. Haftung schützen möchte. Weiterhin will der Erfinder verständlicherweise sein Produkt vertreiben.
Nur der, ebenfalls von Stäubli hergestellte, Nachfolger EVO 2, erhält diese Kombinations-Freigabe. Und der holländische Stecker-Hersteller Solinq übernimmt die Gewährleistung bei Kreuz-Verbindungen mit MC-4.
Gleichzeitig gibt es sicherlich weltweit hunderttausendfach Anlagen, mit unterschiedlichsten Steckern und bei den Allermeisten ist auch noch nie etwas passiert. Teilweise ließ sich gar nicht feststellen, welches Steckersystem genau vorliegt.
Aber es gab auch schon Fälle, vor allem bei Großanlagen, bei denen die Kombination von hoher Belastung (Strom/Spannung) und nicht ganz 100% zu einander passenden Verbindungen, im Extremfall (Hitze und Staub, Umwelteinflüsse) für unterschiedliche Ausdehnung, Leitung oder Widerstand und dadurch Lichtbögen und dementsprechend Schäden gesorgt haben.
In kleinen Freizeit-Anlagen oder einer kleinen Mini-Anlage, mit ein oder zwei Solarmodulen, die an Balkon, Fassade oder Dach angebracht sind und keinen Kontakt zu brennbaren Teilen haben, ist das Risiko für Kabelbrand und daraus folgenden größeren Schäden sicherlich minimal. Daher machen sich viele Anbieter von Modul-Wechselrichtern oder Anlagen-Sets, vor allem aus China, keinerlei Gedanken. Teilweise schreiben sie zu ihren Nachbauten auch einfach "C4-Stecker" und vermeiden das "M" - weil sonst abmahnfähig. Manche behaupten "kompatibel", weil es funktioniert, haben aber keine Freigabe. In der Bucht oder bei Amazon finden sich regelmäßig Nachbauten, die nicht als solche gekennzeichnet werden. Am Preis und dem Versandort kann man es aber meist erkennen...
Die Modul-Wechselrichter von APSystems und EVT haben MC-4-Anschlüsse. Bei Aeconversion schreibt man im Prospekt: DC Stecker: H4 (MC4 kompatibel).
Auch Letrika verwendet Amphenol LTW H4. Enphase gibt es, Dank Adapter, wahlweise mit MC 4 oder AmphenoL H4 UTX.
Manche Konfektionierer bieten heute kurze oder lange Adapterkabel-Sets an, die auf die gängigsten MC4-Nachbauten eingehen. Eine weitere Alternative wäre, den Stecker am Solarmodul (nicht dem Wechselrichter) abzuschneiden und mit dem Original-Gegenstück zu ersetzen (benötigt die jeweils passende Crimpzange) oder dafür einen einfachen MC-Anschluss-Set, der verquetscht wird, dazu zu nehmen. In manchen Fällen entfällt dann unsinnigerweise die Modul-Garantie. Aber auch dies ist sicherlich bei Klein-Anlagen zu verschmerzen.
In 23 Jahren haben wir so gut wie keinen Modul-Garantiefall gehabt, außer bei einer schadhaften Charge BP-Module, die auch nach Ablauf der Zeit noch ersetzt wurden. Ganz schlecht ist dagegen, wenn man, ohne das Spezialwerkzeug, versucht die günstigen Original-Stecker am Kabel anzubringen. Nur die Sunclix-Variante von Phönix-Contakt kann ohne Werkzeug mit dem Kabel verbunden werden.
Eine große Übersicht über viele verschiedene Systeme findet man bei einem unserer Kabel/Stecker-Lieferanten HIS (Bildquelle).
Wem es also wichtig ist, Hersteller-Vorschriften genau einzuhalten, der sollte bei der Anlagen-Zusammenstellung auf identische Steck-Systeme achten. Andererseits gibt es so Vieles was täglich außerhalb der Norm gemacht wird und es funktioniert dennoch. Schon der Stecker, der sich milliardenfach in deutschen Schutzkontakt-Steckdosen findet, hat zig Varianten, die mal mehr und mal weniger gut sitzen. Auch das sind potentielle Risiken - vor allem, wenn höhere Last ansteht. Noch heute findet man hunderttausend Solarmodule, die mit Lüsterklemmen verbunden sind. Gelegentlich nicht einmal geschützt...
Wir selbst bevorzugen aber möglichst den MC3 - denn der ist "gummidicht" (wenn´s mal nass wird) und lässt sich gut trennen.
Für die MC4-Stecker braucht man ein MC4-Schlüssel-Paar zum Entriegeln...